Lebenslauf


 
1936
Am 24. August kommt Walter Richard Langer im Wiener Spital ”Goldenes Kreuz” (9. Bezirk, Lazarettgasse) als Sohn des Oberst Hans Langer (geb. am 24. 3. 1897 in Wien) und dessen Frau Margarete Henriette Maria Langer (eig. Wuczkowski, geb. am 7.12. 1904 in Wien) zur Welt. 1940 wird dem Paar ein zweiter Sohn, Günter, geboren. 

1942 - 45
Einschulung in Wien 3, Fasangasse. Wegen des Zweiten Weltkrieges ist die Familie Langer gezwungen, Wien zu verlassen. Nach einem Aufenthalt in Schlaining (Burgenland) übersiedelt die Familie 1943 zu Verwandten nach Ottertal (NÖ). Besuch der örtlichen Volksschule. 1945 Flucht vor der heranrückenden Roten Armee nach Oberösterreich, zunächst zu Verwandten nach Kainzing, in weiterer Folge nach Riedau.

1946 – 50
Besuch des Realgymnasium in Schärding, 1950 Übersiedlung der Familie nach Linz, Walter Richard Langer wechselt auf die dortige Bundesgewerbeschule (Höhere technische Lehranstalt), Abteilung Tiefbau. Im Alter von etwa 12 Jahren hört er im amerikanischen Soldatensender BDN (Blue Danube Network) eine Platte von Dizzy Gillespie und wird dadurch erstmals auf Jazz aufmerksam.

1951 - 55 
Um 1952 erste Kontakte zu BDN. Walter Richard und Günter Langer besuchen in dieser Zeit des öfteren das Linzer Amerikahaus, wo sie Bekanntschaft mit gleichaltrigen Amerikanern sowie deren Eltern und damit auch mit BDN-Mitarbeitern machen. Später auch Kontakte zum Vorläufer des ORF-Landesstudios Oberösterreich. Im Alter von 17 Jahren gestaltet Walter Richard Langer seine erste Radiosendung (über Benny Goodman). Sein wichtigster Einfluß ist ”Voice Of America”-Moderator Willis Connover. Um 1954/55 erstes Bandprojekt in Form eines Mundharmonikatrios. 

1956 – 61
Nach Abschluß der Bundesgewerbeschule arbeitet Walter Richard Langer im Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Abteilung Brückenbau (unter anderem ist er am Bau einiger Abschnitte der Westautobahn beteiligt). Als sogenannter “weißer Jahrgang” muß er nicht zum Militär. Nebenbei Studium am Linzer Brucknerkonservatorium (Komposition, Harmonielehre, Schauspiel). Erste Bühnenauftritte am Linzer Kellertheater. Um 1956 Gründung des Blue Danube Quintetts (Langer ist Sänger und Gitarrist), das (bis etwa 1959) in leicht modifizierten Besetzungen einerseits bei kommerziellen Veranstaltungen (Bälle etc.), andererseits bei Jazzkonzerten und –sessions auftritt. 

1961 - 64
1961 Abschluß der Schauspielausbildung mit der ”Reifeprüfung für den Bühnenberuf”, Kunstgattung Schauspiel am Mozarteum Salzburg. Anschließend Engagements in St. Pölten und ab 1962 in Klagenfurt. Diverse Sprecherjobs (1960 - 62 im ORF Oberösterreich, in Klagenfurt für die Kriegsblindenfürsorge).

1964 – 66
Engagement am Wiener Ateliertheater am Naschmarkt, nebenbei diverse Radio- und Fernsehjobs (Synchronisationen, Moderation Wunschkonzert etc.) und Werbung. Mitwirkung (stumme Rolle) in der Fernsehproduktion ”Der Himbeerpflücker”. 1965 zunächst als Urlaubsvertretung Sprecher der ORF-Nachrichtensendung ”Zeit im Bild”. Ab 1966 definitive Anstellung in dieser Funktion (bis 1995). Zudem (bis 1982 und als freier Mitarbeiter) Nachrichtensprecher im ORF-Hörfunk.

1967
Übernimmt die Moderation der Sendung ”Vokal Instrumental International” im neuen Radioprogramm Ö3. Die Sendung – oft auch kurz ”VII” genannt, wird zunächst (mit verschiedenen Moderatoren) Montag bis Samstag von 10.05 bis 11.00 ausgestrahlt, ab 1972 (zur selben Uhrzeit) dreimal wöchentlich unter ausschließlicher Moderation und Gestaltung Langers (Dienstag, Donnerstag, Samstag; mit Ausnahme der Samstagssendung wird ”VII” einige Jahre lang am Nachmittag des folgenden Tages wiederholt). Dienstags präsentiert Langer Neuvorstellungen, Donnerstags ein Portrait und/oder modernen Jazz, Samstags traditionellen Jazz. Gelegentlich sind auch Gäste in der Sendung zu hören, die ihre Lieblingsplatten präsentieren. ”VII” wird zeitweise auch von diversen deutschen Radiostationen (z. B. RIAS Berlin) übernommen, trägt dabei allerdings den Titel ”Keep Swinging”, die traditionellen Abschiedsworte Langers am Ende jeder Sendung. 

Ab 1968
Conference diverser Jazzkonzerte im Wiener Konzerthaus, Wiener Stadthalle, WIG-Halle 3, Arkadenhof Rathaus etc. (der Auftritt von Oscar Peterson im Wiener Konzerthaus 1968 mit Ansage Langers wird 1995 von ”Voice Of America - Europe Radio” weitweit gesendet; Gestalter des Programms ist Langers Vorbild Willis Connover). Zudem Gestaltung der Sendungen ”Jazz live” (bis 1970) sowie ”Big Band Sound in Stereo” (bis 1981, in den letzte Jahren aber nicht von Langer betreut).

1969
Gestaltung und Moderation der Sendung ”Frisch aus der Presse”, die nach wenigen Monaten einen neuen Titel – ”Vor kurzem eingelangt” – erhält und den Sendeplatz wechselt (bis Ende 1971)

um 1970
1970 und 71 Mitglied der Jury des Jazzfestivals Montreux. Sprecher der Reihen ”Faces in Jazz”, ”Apropos Musik: Jazzszene Österreich” u. a.

1973
Walter Richard Langer ist zum ersten und einzigen Mal Reporter bei der TV-Übertragung des Wiener Opernballs. Im gleichen Jahr plant Hörfunkdirektor Hartner nach einem Streit mit Langer die Absetzung von ”VII”, die Sendung bleibt jedoch (nachdem einige Zeitungen über die Pläne Hartners berichten) im Programm.

Um 1975 
Synchronisation des Filmes ”On the road with Duke Ellington”, 

1975 - 79
Gestaltung und Moderation der Fernsehsendung ”Bourbon Street”, eine Art Fernsehfassung von ”VII” (35 Folgen), zunächst ausschließlich mit Filmclips, später auch mit Studiogästen (u. a. Barney Kessel, Albert Mangelsdorff, Donna Hightower, Marianne Mendt, Original Storyville Jazz Band, Bosko Petrovic, Werner Pirchner, Harry Pepl). In einer Sendung (Folge 24) singt Walter Richard Langer mit seinem Studiogast Teddy Ehrenreich die Nummer ”Lemon Drop”.

Ab 1978
Auswahl und textliche Gestaltung der Plattenedition ”VIP Jazz” (bis 1981, erschienen bei Donauland). Kolumnist und Autor für das Fachmagazin ”VOX” (bis 1984).

1981
Filmprojekt ”Joachim Ernst Behrendt – Ein Leben für den Jazz”. Die Dienstags- und Donnerstagstermine von VII werden in die Abendstunden (21.05 – 21.55) verlegt (weiterhin als ”VII” ausgewiesen, aber im Rahmen der Reihe ”Ö3-Jazzhaus”, gemeinsam mit Johannes Kunz, Harald Rauter etc.), der Samstagstermin am Vormittag bleibt erhalten, muß in den Schulferien aber der Ö3-Sendung ”Radio Holiday” weichen. 
 

1982
Moderation des Jazzfestes Hollabrunn. Die Sängerin Elly Wright holt Langer während ihres Auftrittes zu sich auf die Bühne und singt mit ihm ”Sweet Georgia Brown”. Im gleichen Jahr sorgen Langer und sein Fernsehmoderatorenkollege Robert Hochner für Aufsehen, als sie unangemeldet in einer Folge des ORF-Stegreifspiels ”Die liebe Familie” (die unmittelbar vor den Nachrichten ausgestrahlt wird) erscheinen und die Sendung für beendet erklären, nachdem deren Sollzeit bereits überschritten ist.

1983 – 84 
Redakteur (freier Mitarbeiter) der Aktuellen Kultur im ORF-Fernsehen. Zum Auftakt Gestaltung eines Fernsehfilms über Bobby McFerrin, weiters zahlreiche Fernsehbeiträge über Benny Goodman, Mikis Theodorakis, Stephane Grappelli, etc. Im März 1983 Auftritt in der Unterhaltungssendung ”Turnier auf der Schallaburg” (Radio Niederösterreich). Walter Richard Langer tritt gegen die Austro-Popsängerin Stefanie Werger an (Das ”Duell” endet unentschieden), singt unter anderem ihren Hit ”I wü di g´spian” und rezitiert den Monolog aus ”Hamlet”. Im gleichen Jahr ist Langer (als ”versehentlich” zu früh eingetroffener Nachrichtensprecher) in der ORF-Diskussionssendung ”Café Central” (u. a. mit Karl Löbl und Maria Schell) zu sehen.

1984
Neuerliche Änderung der Ö3-Jazzleiste. Die Dienstag- und Donnerstagtermine von ”VII” werden endgültig Teil der Sendung ”Jazzhaus” (jetzt mit eigener, einheitlicher Kennmelodie), die Montag bis Donnerstag jeweils von 21.30 bis 21.55 ausgestrahlt wird. Die Moderatoren wechseln einander im Wochenrhythmus ab.

1984 – 88
Buchübersetzungen (Biographien von Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Miles Davis, John Coltrane, Glenn Miller, außerdem ein Buch über die Untergrund-Jazzszene während der NS-Zeit; alle erschienen im Hannibal-Verlag), in weiterer Folge (bis 1994) auch österreichweite Lesungen aus diesen Büchern (mit Musikbeispielen und Dias).

1985
Walter Richard Langer gestaltet und moderiert (im Namen der Hörfunk-Jazzredaktion) eine Woche lang die (stets von wechselnden Gastmoderatoren präsentierte) Ö3-Sendung ”Teestunde” (Montag bis Freitag, 17.05 – 18.00). Anlaß: der 20. Todestag von Nat ”King” Cole.

1986
Filmprojekt ”Jazz im Osten” mit Regisseur Piotr Szalsza. Thema des Filmes ist das Warschauer ”Jazz Jamboree”-Festival.

1987 - 90
Langer übernimmt 1987 die Gestaltung und Moderation der Ö1-Sendung ”Piano Forte”. Die Jazzredaktion des ORF-Hörfunks gestaltet außerdem ab diesem Jahr an jedem letzten Samstag im Monat die Sendung ”Jazz unlimited – die lange Jazznacht von Ö1” (ab 0.00, im Anschluß an die Sendung ”Jazzstudio”). Die Ö3-Sendung ”Jazzhaus” (Langer abwechselnd mit anderen Mitgliedern der Jazzredaktion) wird unterdessen auf das Wochenende verlegt (Samstag und Sonntag 22.07 – 23.00). ”VII” (am Samstag) wird nach fast 20 Jahren durch die gleichartige Sendung ”Keep Swinging” ersetzt und auf Sonntag, 16.05 bis 17.00 verlegt. 1988 entzieht der damalige Ö3-Chef Dorner Langer die Sendung. Im gleichen Jahr wird Langer (bis 1991) Teil der Moderatorenriege der Sendung ”Ö3-Nachtexpreß” (Montag bis Freitag 0.05 – 1.00, Langer ist jeweils am Dienstag zu hören), außerdem gestaltet Langer für Radio Wien ein mehrteiliges Portrait von Glenn Miller. Aufgrund des großen Erfolges wird daraus(bis 1990)eine wöchentliche Sendung (”Swing  Swing Swing”). Ab 1989 kommt eine weitere Sendung dazu: ”Jazzforum” (Ö1, an drei Samstagen im Monat, ab 1.00).

1989 – 95
Auswahl und textliche Betreuung der CD-Edition ”Jazz live – Golden Moments” (3 Folgen; erschienen bei Donauland)

1992 – 94
Die Ö3-Sendung ”Jazzhaus” wird im Jänner 1992 durch ”Round Midnight” ersetzt, eine Sendung, die Langer abwechselnd mit Frank Hoffmann/Karl Takats gestaltet und moderiert. (Sonntag 23.05 - 1.00). Als weitere Sendung kommt ”Jazz Time Austria” hinzu, die auf Radio Österreich International, dem ORF-Radio für Hörer außerhalb Österreichs, ausgestrahlt wird. Ebenfalls 1992 ist Langer gemeinsam mit dem damaligen ORF-Informationsintendanten und früheren Jazzmoderator Johannes Kunz Gast in der Ö3-Sendung ”Freizeichen”. 1993 fungiert Langer als Präsentator von internen Schulungsfilmen der Bank Austria (”Sicherheit”, ”Geldwäsche”, ”Pensionsvorsorge”). 1994 ist Langer Gast in der Ö3-Sendung ”Sternstunden”. Die Astrologin Gerda Rogers sagt ihm für 1995 ”massive, positive Änderungen im Beruf” voraus...

1995
Walter Richard Langer gestaltet eine Sendung der Ö1-Klassikreihe ”Aus dem Konzertsaal” (Mikis Theodorakis) ”Jazzforum” und ”Jazz unlimited” werden zur (jetzt wöchentlichen) ”Ö1-Jazznacht” zusammengefaßt. In der Nacht vom 20. auf den 21. Mai erleidet Langer im Ö1-Studio des Wiener Funkhauses (kurz vor Beginn der Sendung “Ö1-Jazznacht”) einen Herzinfarkt und stirbt wenig später im Allgemeinen Krankenhaus. Am darauffolgenden Nachmittag wird als letzte komplette Sendung Langers eine aufgezeichnete Folge von ”Piano Forte” (Oliver Kent) ausgestrahlt. Zum Termin von ”Round Midnight” ist nur der zweite Teil zu hören, zuvor gestaltet die Jazzredaktion eine Gedenksendung. Tags darauf ist der Tod Langers Thema in der Ö3-Sendung ”Freizeichen”. Ein weiterer Gedenkschwerpunkt wird eine Woche später in der ”Ö1-Jazznacht” gesendet. Im September wird im Kongreßcasino Baden die Veranstaltung ”Jazz im Film” ebenfalls dem Gedenken Langers gewidmet; dieser war ursprünglich als Moderator vorgesehen.

1998
In dem Roman ”Grüne Zeiten” (Deuticke) setzt der Schriftsteller Walter Klier Walter Richard Langer und ”VII” ein literarisches Denkmal (5. Kapitel, Seite 58 f.)

2000
Veröffentlichung der CD „Wickie, Slime & Paiper – Volume 2“, die Hörbeispiele aus „Vokal, Instrumental, International“ enthält.

2005
In der „Ö1-Jazznacht“ vom 21./22. Mai wird aus Anlass des zehnten Todestages von Walter Richard Langer eine Werkschau der Sendung „Bourbon Street“ gesendet. Dabei sind einige der damaligen Studiogäste sowie die Originalmoderationen Langers zu hören.


 
Grabstätte Walter Richad Langers auf dem Urnenhain des Altmannsdorfer Friedhofes in Wien

 

WARILA

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